278
um den Schein der Republik zu bewahren, die Dietmar nieder,
ließ sich für das folgende Jahr znm Consul wählen und setzte
dann mit seinen geübten und abgehärteten Legionen nach dem
südlichen Jllprien über, wo Pompejus eine große Land- und
Seemacht unterdessen zusammengebracht hatte. Alle Verbündeten
in den östlichen Ländern hatten Truppen und Schiffe geliefert.
Das Landheer bestand aus etwa 50,000 Mann und dehnte sich
in seinen Lagern von Dyrrhachium bis Thessalonich aus. Die
Flotte bestand aus 500 Schiffen, mit denen er die ganze Ost-
küste des adriatischen Meeres beherrschte. Das Hauptquartier
des Pompejus war in Thessalonich. Dieses galt für den Sitz
der auswärtigen Republik, hier waren auch die beiden Consuln
und der Senat, der zweihundert Mitglieder zählte.
Jedoch nichts konnte den Math des Cäsar beugen. Im
Anfänge des Jahres 48 ging er von Brundnsinm aus mit sieben
Legionen unter Segel und landete glücklich an der Küste von
Epirns. Hier nahm er im raschen Zuge Oricum und Apol-
lonia und wandte sich dann gegen Dyrrhachium, den Haupt-
waffenplatz des Pompejus; indeß Cäsar's Unterfeldherr M. An-
tonius, durch des Meisters Kühnheit und Glück angefeuert,
mit der zweiten Heersäule von fünf Legionen nach Epirns zu
ihm herüberkam. Pompejus, der seinem Gegner unaufhaltsam
entgegenrückte, erreichte jedoch früher Dyrrhachium; und nun sah
sich Cäsar gezwungen, ihm gegenüber am Flusse Apsus ein ver-
schanztes Lager zu beziehen. Allein Mangel an Lebensmitteln
und ein ungünstiges Gefecht nöthigten ihn, sich nach Thessalien
zurückzuziehen wo sein Legat Cnejus Domitins gegen Metellus
Scipio befehligte. Langsam folgte Pompejus und suchte eine
Schlacht zu vermeiden; er hoffte den Feind durch Mangel auf-
zureiben. Allein durch Glück, Eitelkeit und Kampflust der zahl-
reichen vornehmen Jugend vorwärts gedrängt, wagte er am 20.
July 48 die entscheidende Schlacht bei P h a r s ä l u s. In dieser
erfocht Cäsar durch seinen vortrefflichen Schlachtplan mit 23,000
Mann einen vollständigen Sieg über das noch einmal so starke
Heer der schon siegestrunkenen Optimaten. Während der Flucht
und Niederlage der Feinde sprengte Cäsar wiederholt durch die
Schlachtreihen, mit dem lauten Rufe: „Schonet der Bürger!"
Diese Worte gewannen ihm mehr, als die Schärfe des Schwer-
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348
Gemälde und anderer Kunstschätze, die er nach Paris schickte,
um durch derartige neue Siegeszeichen die eitlen und schau-
lustigen Bürger der Hauptstadt für sich zu gewinnen. Selbst
der König von Neapel fürchtete schon für sein Reich und bat
um Frieden. Der Kaiser Franz, erschreckt durch die Fort-
schritte der französischen Waffen in Italien, schickte eiligst aus
Deutschland seinen erprobten General Wurm ser mit einem
neuen Heere dahin. Dieser entsetzte zwar die wichtige Festung
Mantua, welche von den Franzosen eingeschlossen wurde,
konnte aber doch den Siegeslauf des jungen republikanischen
Führers nicht hemmen. In mehreren Treffen geschlagen, warf
er sich mit dem Reste seines Heeres in Mantua. Hier ver-
theidigte er sich mit dem Muthe eines Löwen und blieb, un-
geachtet des drückendsten Mangels an Lebensmitteln, unverzagt.
Um den Hartbedrängten zu entsetzen, schickte der Kaiser ein
neues Heer unter dem General Alvinzi nach Italien. Allein
auch dieser brachte keine Rettung. Nach dem heißesten Kampfe
bei dem Dorfe Arcóle am Flusse Alpon mußte er endlich
den Rückzug antreten. Er ging zwar später mit einer Ver-
stärkung wieder vor, erlitt aber im Januar 1797 bei Rivoli
eine große Niederlage.
Nun war auch Mantuas Schicksal entschieden. Nachdem
Wurmser alle Hülfsmittel des Muthes und der eisernen Be-
harrlichkeit erschöpft hatte, übergab er endlich, im Februar
1797, unter ehrenvollen Bedingungen, die ausgehungerte
Festung, die er so lange ritterlich vertheidigt hatte. Nach
Mantuas Fall nahm Bonaparte im schnellen Sicgeszuge auch
Venedig weg; und jetzt stand ihm nichts mehr im Wege, nach
Oesterreich selbst aufzubrechen und so, dem Plane gemäß, mit
Jourdan und Moreau sich zu vereinigen.
Aber ganz anders stand die Sache der Franzosen in
Deutschland. Hier hatte sich des Kaisers eigener Bruder, der
heldenmüthige Erzherzog Karl, an die Spitze des Heeres ge-
stellt und den General Jourdan in mehreren Schlachten so
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Alvinzi Wurmser Jourdan Karl Karl Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Paris Neapel Italien Deutschland Mantua Mantua Italien Dorfe_Arcóle Rivoli Venedig Oesterreich Deutschland
349
nachdrücklich geschlagen, daß dessen ganzes Heer in verwirrter
Flucht nach dein Rheine eilte. Die Niederlage des Jourdan-
schen Heeres nöthigte auch Moreau, der schon bis München
vorgedrungen war, zum Rückzüge, der jedoch seine Schläfe
mit neuen Lorbeeren bekränzte. Denn er, welchen die Welt
schon für verloren hielt, zog sich zurück, wie ein Löwe, der
seine Verfolger durch stolze Haltung in ehrerbietiger Ferne
hält und die verwegen sich Nahenden im schnellen Umwenden
zerreißt.
Friede Zu Compo Formio (1797). — Jetzt schickte der Kai-
ser seinen siegreichen Bruder, auf welchen Aller Augen mit
Bewunderung gerichtet waren, nach Italien, um hier dem her-
anstürmenden Corsen selbst die Spitze zu bieten. Allein die-
sem war Karl mit der geringen Anzahl seiner schon geschwäch-
ten Truppen nicht gewachsen. Er zog sich unter steten Käm-
pfen zurück, und der Schauplatz des Krieges näherte sich schon
der Hauptstadt Wien. Beide Parteien wünschten endlich den
Frieden, der erst zu Leoben an der Muhr unterhandelt, dann
auf dem gutsherrlichen Schlosse Campo Formio, bei Udiue
im Vcnetianischen, am 17. Oktober 1797 förmlich abgeschlos-
sen wurde. In diesem Frieden trat Oesterreich Belgien an
die französische Republik ab und verzichtete zu Gunsten der
neu errichteten cisalpinischen Republik in Oberitalien
auf Mailand und Mantua. Der Kaiser wurde dafür mit
dem Gebiete der Republik Venedig entschädigt, welche Bona-
parte innerhalb der sechs Monate von der Entwerfung der
Friedensbedingungen zu Leoben bis zum festen Friedensschlüsse
zu Campo Formio gestürzt hatte. Oesterreich erhielt sofort die
Stadt Venedig, das venezianische Festland zwischen dem Gar-
dasee und dem Jsonzo, dann das venezianische Istrien und
Dalmatien. — Neben der cisalpinischen Republik entstand durch
die Einführung der Demokratie in Genua die ligurische. —
Einen Monat nach dem Frieden von Campo Formio, am 16.
November 1797, starb der König von Preußen, Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Compo_Formio Karl Karl Campo_Formio
389
Sachsen. Der Mittelpunkt seiner Stellung war Dresden,
wie einst im siebenjährigen Kriege für Friedrich den Großen.
Von da gedachte er sich auf Berlin, Breslau oder Prag zu
stürzen, sobald ihm seine Gegner eine Blöße geben würden,
worauf er sicher rechnete. Zuerst schickte er seinen Marschall
Oudinot auf die Straße nach Berlin vor, um die Hauptstadt
im raschen Zuge fortzunehmen. Schon war er bis Groß-
beeren, drei Stunden von Berlin, vorgedrungen; da griff
ihn (23. August) die Nordarmce an und schlug ihn völlig in
die Flucht. Gleich hierauf, am 26., schlug der alte Blücher
in Schlesien los. Hier ließ er ein französisches Heer unter
dem Marschall M a c d o n a l d ruhig über die Katzbach
setzen. Und nun, als er genug Feinde herüber gelockt hatte,
da hieß es „Vorwärts! Vorwärts!" und unter dem heftigsten
Sturme und Regen stürzten die Preußen bei Wahlstadt,
dort wo 1241 die blutige Mongolenschlacht geschlagen wurde,
mit umgewandten Gewehren mitten in den Feind und ver-
nichteten ihn fast gänzlich. Eine große Menge wurde jäh-
lings in den angeschwollenen Strom getrieben. Seit diesem
glorreichen Tage nannten die Soldaten ihren Blücher den
General Vorwärts, und der König erhob ihn später zum
Fürsten von Wahlstadt. — Nur das böhmische Heer,
gegen welches Napoleon selbst befehligte, erlitt an diesem und
dem folgenden Tage eine große Niederlage bei Dresden.
Diese Niederlage wurde noch schmerzlicher durch den Tod des
braven Moreau, welchem, als er eben an der Seite des Kai-
sers Alexander hielt, durch eine Kanonenkugel beide Beine
fortgerissen wurden. Man brachte ihn nach dem Städtchen
Laun in Böhmen, wo er wenige Tage nachher starb. In
wilder Hast verfolgte Vaud am me den abziehenden Feind
bis jenseits der böhmischen Grenze; aber bei Kulm und Nol-
le ndorf, unweit Töplitz in Böhmen, wurde er selbst am
30. August geschlagen und gefangen. Napoleon stand noch
immer mit dem Haupthcere in Dresden und wandte sich von
hier aus bald nach dieser, bald nach jener Seite, ringsumher -
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Napoleon Alexander Alexander August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Dresden Berlin Breslau Berlin Berlin Schlesien Dresden Vaud Kulm Dresden
352
die Absicht, Aegypten zu erobern und Mohamed's Religion
abzuftellen; sein Angriff sei nur gegen die Mameluken, die
Feinde des Sultans, gerichtet, um das Land von ihrer Ty-
rannei zu befreien." Allein die Pforte ließ sich durch solche
Vorspiegelungen nicht täuschen und erklärte ihm den Krieg.
In diesem fremden Erdtheile hatten die Franzosen mit außer-
ordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Weg nach Kahiro
führte durch eine große Sandwüste, in welcher sie unablässig
von den auflauernden mamelukischen Reitern verfolgt wurden.
Verloren war Jeder, der sich nur einige Schritte vom Haufen
trennte. Auf ihren raschen Pferden kamen die Feinde eben so
schnell herangeflogen, als sie wieder verschwanden. Ungeachtet
aller Mühseligkeiten und Gefahren blieben die Franzosen stets
heitern Muthes, ja trieben noch Scherz und Kurzweil. Auf
ihrem Zuge ergötzten sie sich damit, die Esel, welche das Ge-
päck der Gelehrten trugen, ihre „Halbgelehrten" zu nennen.
So oft die Generale beim Heransprengen der Mameluken
kommandirten: „Das Viereck gebildet, die Gelehrten und Halb-
gelehrten in die Mitte!" lief jedesmal ein schallendes Geläch-
ter durch die Reihen.
Schlacht bei dca Pyramiden (1798). — Am 21. Juli
(1798) langten die Franzosen im Angesichte der Pyramiden
an, als eben die Sonne aufging. Auf einmal machte das
Heer vor Erstaunen aus freien Stücken Halt, um diese Rie-
sendenkmäler zu begrüßen, die aus einem so hohen Alterthume
auf uns gekommen sind. Als dieses Bonaparte sah, rief er
voll Begeisterung aus: „Franzosen, heute werdet ihr den Be-
herrschern Aegyptens eine Schlacht liefern; vergesset nicht, daß
von den Höhen dieser Denkmäler vier Jahrtausende auf Euch
herabschauen!" Und mit nie gesehenem Muthe griffen die Fran-
zosen, im Angesichte dieser ehrwürdigen Denkmäler des Alter-
lhumes, die bei denselben aufgestellten zahllosen Heeresmasscn
der Mameluken an und erfochten den glänzendsten Sieg über
dieselben. Seit dieser Schlacht bei den Pyramiden ward
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391
und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte
unentschieden; Dörfer wurden genommen und verloren. Am
blutigsten war der Kampf bei den Höhen von Wachau, wo
Napoleon selbst hielt, und bei den vorliegenden Dörfern Gül-
dengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der Verbünde-
ten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzosen und Po-
len. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im Feuer
aufmunternd an die einzelnen Generale heran, und den neuen
Marschall, Fürsten Poniatowski, welchen er mit seinen Polen,
im heftigsten Gedränge fand, spornte er mit dem Rufe:
„Vorwärts, König von Polen!" Um 3 Uhr Nachmittags
hatten die Franzosen solche Fortschritte gemacht, daß Napo-
leon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig schickte
und alle Glocken läuten ließ. Wie ein Grabgeläute ertönten
sie in die Herzen der bekümmerten Einwohner. Jedoch nah-
men die Oefterreicher und Russen bald ihre alte Stellung wie-
der ein, während Blücher bei Möckern bedeutende Vortheile
über den Marschall Marmont gewann und ihn bis Leipzig
drängte. Am 17. (Sonntag) war meist Waffenruhe, und
Napoleon ließ durch den österreichischen General Merveld,
welcher am Tage zuvor gefangen genommen war, den Ver-
bündeten Waffenstillstand anbieten. Dieser aber wurde abge-
schlagen, und am 18. des Morgens früh erneuerte sich der
schreckliche Kampf. Inzwischen war auch der Kronprinz von
Schweden mit der Nordarmee, und Benningsen mit der Re-
serve zu den Verbündeten gestoßen. Die Blüthe der streitbar-
sten europäischen Völker war auf dem Kampfplatze; alle wett-
eiferten mit einander an Tapferkeit. Während der Schlacht
gingen die Sachsen zu den Verbündeten über. Napoleon mit
all' seiner Kunst und Kühnheit erlag endlich der Begeisterung
und Uebermacht seiner Feinde. Der Abend des ewig denk-
würdigen 18. Oktobers begrüßte die Verbündeten als Sieger.
Napoleon eilte nach Leipzig und ordnete während der Nacht
den Rückzug seines geschlagenen Heeres. Die Flammen von
zehn Dörfern beleuchteten schauerlich das Leichenfeld, auf wel-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Marschall_Marmont Napoleon Merveld Napoleon Napoleon
355
tergange reif. Ein französisches Heer rückte in die Schweiz
und verwandelte dieselbe mit der Gewalt der Waffen in eine
einzige, ungetheilte helvetische Republik, frei dem
Namen nach, in der That aber ganz von Frankreich abhängig.
Dann kam die Reihe an Neapel. Der König Ferdinand,
wohl ahnend das nahende Schicksal, gedachte demselben zuvor-
zukommen und schloß sich an Frankreichs Feinde. Sogleich
erklärte ihm Frankreich den Krieg. Des Königes Heer wurde
geschlagen, er selbst flüchtete nach Sicilien, sein Land wurde
am 25. Januar 1799 zur parth enop eischen Republik
erklärt. (Parthenöpe war der älteste Namen von Neapel.)
Eben so leicht bemächtigten sich die Franzosen Toscanas und
Luccas, so daß nunmehr fast ganz Italien unter ihrer Herr-
schaft war.
Um solchen Gewaltschritten ein Ziel zu setzen, schloß der
englische Minister Pitt, nach der Vernichtung der französi-
schen Flotte bei Abukir, mit dem russischen Kaiser Paul, Ka-
tharinas Sohn und Nachfolger, ferner mit Oesterreich und
der Pforte die zweite große Coalition gegen Frankreich.
In Deutschland trat der Erzherzog Karl auf und trieb sieg-
reich die beiden französischen Generale Jourdan und Maffena
über den Rhein zurück. In Italien führte der alte Suwarow,
der Stürmer von Praga, den Oberbefehl über das russisch-
österreichische Heer und erfocht mehrere, wenngleich blutige,
Siege über die französischen Feldherren Moreau, Macdonald
und Joubert, so daß ganz Italien, bis auf Genua und Nizza,
von der Herrschaft der Franzosen befreiet ward. Jetzt sollte
Suwarow nach der Schweiz aufbrechen, um auch dieses Land
ihnen zu entreißen. Ein zweites russisches Heer, welches unter
Korsakow bei Zürich stand, sollte ihm zu diesem Unterneh-
men die Hand bieten. Suwarow bahnte sich einen blutigen
Weg über alle von den Feinden besetzte Höhen und Pässe, und
die friedlichen Alpenthäler erklangen vom Waffengetöse der
Krieger von der Wolga und Newa, von der Loire und Schelde.
23»
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Paul Karl Karl Suwarow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Frankreichs Frankreich Sicilien Italien Oesterreich Frankreich Deutschland Rhein Italien Macdonald Italien Genua Nizza
394
den Rhein, um jetzt den früheren Machtgebieter in seinem ei-
genen Lande heimzusuchen. Vergebens hatten die drei ver-
bündeten Monarchen noch von Frankfurt a. M. aus höchst
günstige Fricdensbedingungen dem Geschlagenen angeboten,
um fernerem Blutvergießen Einhalt zu thun; er aber hatte diese
trotzig zurückgewiesen. „Vor einem Jahre," sprach er finster,
„zog ganz Europa mit uns, jetzt gegen uns; in drei Mona-
ten will ich einen ehrenvollen Frieden erstritten haben, oder
untergehen." Das Letztere ging in Erfüllung. Wohl hatten
die Verbündeten auch in Frankreich noch viele Kampfe zu be-
stehen. Ihre Heere waren wegen Schwierigkeit der Verpfle-
gung zu getrennt, der Anzug gegen Paris zu rasch. Mitten
zwischen seinen Gegnern lauernd stürzte Napoleon bald auf
den einen, bald auf den andern los und drängte ihn zurück.
Blücher siegte zwar bei Brienne, ward aber bei Montmirail
und Montereau umgangen und geschlagen. Im Februar 1814
mußten alle Heere der Verbündeten den Rückzug antreten.
Bald aber zogen sie sich enger zusammen und schritten kräf-
tig wieder vor. Umsonst suchte Napoleon sie bei Laon am
9. und 10. März zum Weichen zu bringen. Da wagte er
einen verzweifelten Versuch. Um die Verbündeten aus der
Nähe von Paris wegzulocken, brach er schnell nach dem Rheine
auf. Dort, in ihrem Rücken, gedachte er durch einen Auf-
stand des Volkes in Masse und in Verbindung mit den Trup-
pen der Festungen, sie gänzlich zu verderben. Aber sein Ver-
such scheiterte. Sie ließen ihn ruhig ziehen und nur durch
ein kleines nachgeschicktes Heer beobachten, während ihr Haupt-
heer rasch auf Paris losging. Am Abende des 29. März
erschien es vor den Thoren von Paris. Hier, besonders auf
den Höhen von Montmartre, hatte es noch einen heißen Kampf
zu bestehen. Endlich ergab sich Paris, und am 31. März
gegen Mittag zogen die hohen Monarchen, der Kaiser von
Rußland und der König von Preußen, in ihrer Mitte Fürst
Schwarzenberg (Kaiser Franz war zu Nanci geblieben), im
glänzenden Gefolge von Prinzen und Generalen an der Spitze
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Fürst
Schwarzenberg Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankfurt Europa Frankreich Paris Laon Paris Rheine Paris Paris Paris
358
der auswärtigen Angelegenheiten, Murat Befehlshaber der
Consulargarde. Sehr segensreich erwies sich für den Anfang
diese neue Verfassung. Die Verbannten wurden zurückgerufen,
die geächteten Priester aller Parteien begnadigt. Zwanzigtau-
send Greise kehrten in den Schoß ihrer Familien zurück.
Schlacht bei Marengo (1800). — Vonaparte sah wohl
ein, daß er zur Befestigung seiner neuen Macht und zur Hei-
lung der inneren Gebrechen des Friedens von Außen bedürfe,
und bot ihn deshalb dem Könige von England, dem Haupte
der Coalition, an. Da dieser aber im Vertrauen auf Oester-
reichs Siege in Italien ihn ausschlug, so schickte der erste Cón-
sul sich an, denselben zu erobern. Wie ein zweiter Hannibal
stieg er mit 60,000 Mann über die Alpen in Italien hinab
und griff am 14. Juni 1800 die Oesterreicher unter Melas
bei Marengo, unweit Alessandria, an. Schon war die
Schlacht für letztere gewonnen, schon fertigte Melas Couriere
mit der Siegesnachricht ab; da plötzlich erschien der General
Desair, Bonaparte's tapferster Waffengefährte in Aegypten,
mit frischen Truppen auf dem Kampfplatze, stellte die Schlacht
wieder her und fesselte den Sieg an die republikanischen Fah-
nen, wobei er selbst durch einen Schuß getödtet wurde. Der
Tag bei Marengo gab den Franzosen Italien wieder. Es
wurde von Melas in Folge einer Capitulation geräumt. —
Mit gleichem Glücke focht Moreau in Deutschland. Am
3. Dezember 1800 gewann er einen glänzenden Sieg über
den Erzherzog Johann bei Hohenlinden in Bayern.
Friede Zll Fnneville (1801). — Schon bedroheten die Fran-
zosen von Linz aus die Kaiserstadt, als ein Waffenstillstand
und bald der Friede von Luneville (in Lothringen) am
9. Februar 1801 *) den Krieg beendigte. Der Friede von
Campo Formio wurde bestätigt. Zufolge dessen blieben zwar
*) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Lampadius in Frei-
berg, die Gasbeleuchtung.
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Extrahierte Personennamen: Murat Marengo Hannibal Marengo Melas_Couriere Marengo Melas Johann Johann Campo_Formio
Extrahierte Ortsnamen: England Oester- Italien Italien Alessandria Italien Deutschland Bayern Lothringen
397
seine Anzahl. Als er sich Grenoble näherte, rückte die Be-
satzung gegen ihn aus und schien unentschlossen. Napoleon
ließ sein Häuflein Halt machen, ging allein voran und bot
die Brust den Geschossen dar, indem er rief: „Wer seinen
Kaiser tobten will, mag cs jetzt thun!" Und augenblicklich
senkten die Soldaten wie begeistert ihre Waffen und drängten
sich unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser!" um den Feld-
herrn, der sie so oft zum Siege geführt hatte. Vergebens
stellte der Herzog von Angouleme in den südlichen Provinzen
sich selbst an die Spitze eines Heerhaufens. Auch dieser ging
zu ihm über; der Herzog selbst wurde gefangen, jedoch von
Napoleon großmüthig wieder entlassen. Unter dem Jubel der
Einwohner hielt der Kaiser seinen Einzug in Lyon und ließ
von hier aus in stolzer Zuversicht öffentlich verkünden: „Der
Sieg werde im Sturmschritt herbeieilen, und der französische
Adler mit den Nationalfarben von Thurm zu Thurm fliegen,
bis er sich auf Notre Dame in Paris niederlasse." — Der
König erschrak! Er sprach die Acht über ihn aus und schickte
immer neue Regimenter ab, ihn zu vernichten; aber so wie
sie ankamen, gingen sie jubelnd zu ihm über, selbst der Mar-
schatt Ney, ungeachtet dieser bei seinem Abschiede der bestürz-
ten königlichen Familie die Versicherung gegeben hatte: „er
werde Napoleon wie ein wildes Thier in einem eisernen Kä-
fige nach Paris bringen!" Sein Weg nach Paris war ein
ununterbrochener Triumphzug. In der Nacht vom 19. auf
den 20. März floh Ludwig eiligst aus Paris, und am näch-
sten Morgen zog der Geächtete an der Spitze derer, die ihn
vernichten sollten, triumphirend in die jubelnde Hauptstadt
ein. Ganz Europa war voll Erstaunen über eine Begeben-
heit, die in der Geschichte nicht ihres Gleichen hat.
Diese neue Gefahr brachte Plötzlich allen Zwist auf dem
Congresse zum Stillstände. Sogleich sprachen alle Monarchen
einstimmig die Acht über den Friedensstörer aus und verei-
nigten sich zu den kräftigsten Maßregeln gegen ihn. Mit
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Ludwig Ludwig
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